2020.08.04 Steigerwaldkurier

Wanitha wani- Stimme für Frauen

8. August 2020, Autor*in unbekannt


Ein kleiner Verein [zur Förderung von unterprivilegierten Mädchen und Frauen in Andhra Pradesh (Indien)], der in der Erzdiözese im Stillen arbeitet, feiert sein 25-jähriges Bestehen.

Landkreis Bamberg, 1987weilte Samson Badugu auf Burg Feuerstein zum Deutschkurs. Dort knüpfte er erste Kontakte. Seine Heimat-Diözese Kadapa besteht aus 55 Gemeinden und 400 Missionsdörfern in Südindien. Die Seelsorge wird von ca. 150 Priestern, 50 Ordensleuten und und 400 Katecheten ausgeführt. In Kadapa leben über 6 Mill. Einwohner., davon 80.000 Katholiken. 99% der Christen sind Daliths, die zu den niedrigen Kasten der „Unberührbaren“ gehören. Sie sind meist Analphabeten und sind bei höheren Kasten als Tagelöhner beschäftigt.

Die studierenden Priester aus aller Welt konnten zwischen 1970 bis 2005 in den Sommermonaten während der Semesterferien Rom verlassen und suchten Pfarrvertretungen für die Urlaubszeit in den Diözesen Europas und den USA. Pfarrer Samson Badugu entschied sich für Deutschland.

Während er 1987 in Burg Feuerstein den Sprachkurs besuchte um Deutsch zu lernen, konnte er erstmals seine Kenntnisse in Rattelsdorf erproben. Seine Unterkunft fand er bei den dortigen Ordensschwestern. Es folgten in den Jahren danach Vertretungen in Pfarreien der Diözese. Erzbischof Elmar Maria Kredel nahm Samson nach seinem Studium des Kirchenrechts und der anschließenden Promotion in seinen Dienst und setzte ihn 3 Jahre als Pfarradministrator in Marktgraitz ein.

Im September 1995 wollte Dr. Samson Badugu zurück in seine Heimatdiözese nach Andhra Pradesh um den Menschen dort zu helfen, wie es in seinem Abschiedsbrief stand. „Wir wollen den Kreislauf der Armut mit einer guten Schul-,Weiter- und Berufsausbildung für Mädchen der niederen Kasten durchbrechen!“ Aus diesem Grunde gründete er am 18.6.1995 mit einigen Frauen und Männern aus seinen Wirkungsorten in Ober-und Mittelfranken einen Verein. Dieser erhielt den Namen „Wanitha Wani- Stimme für Frauen“.

Sein Motto war das eines unbekannten Schriftstellers:
„Ich ging in den Wald und schrieb in die Rinde der Bäume, aber die Vögel kamen und zerstörten die Schrift. Ich ging auf einen Berg und schrieb in einen Stein, aber der Schnee im Winter deckte alles zu. Zuletzt ging ich zu den Menschen und schrieb in ihr Herz und dies blieb dort für immer…So glaube ich, dass die Bildung der Menschen in meiner Heimat die beste Hilfe zur Selbsthilfe ist.“

Pfarrer Hans Kohrmann aus der Pfarrei Rattelsdorf war das erste Mitglied des jungen Vereins. 50 Mitglieder fanden sich bald in den Pfarreien Rattelsdorf , Marktgraitz , Bamberg-Gartenstadt und Nürnberg-Mögeldorf St.Karl Borromäus.

1996 wurde Reverend Samson Pfarrer in Porumanilla ( ca. 400 Km nördlich von Madras, jetzt Chennai) mit 33 Missionsstationen. Neben dieser Tätigkeit war er Professor am St.John ́s Regional Seminary Hyderabad für Kirchenrecht und Liturgie für 118 Studenten aus 12 Diözesen von Andhra Pradesh.

Von der ersten Sammelspende aus Deutschland wurde ein Weihnachtsessen für sozial schwache Personen bereitet, Saries an verarmte Witwen verteilt und im Waisenhaus 200 Mädchen mit neuer Kleidung erfreut.

Dann ging es aber gleich an die Ausbildung für Frauen und Mädchen:

  1. Schuluniformen, Lernmaterial und Schulgeld für Mädchen n Waisenhäusern

  2. Soziale Eingliederung für junge Witwen durch berufliche Bildung

  3. Rehabilitation von Straßenkindern, Unterbringung in Heimen und Schule

  4. Nähkurse für Frauen mit dem Kauf der Maschinen und des Nähmaterials.

Gleichzeitig wurde Flutopferhilfe und Bekämpfung von Hungersnot in den von Wirbelsturm und Flut betroffenen Familien geleistet.

1999 konnte Pfarrer Samson das erste Mal wieder nach Deutschland reisen. Die Pfarrvertretung in Erlangen- Eltersdorf St. Kunigund sollte die Flugkosten decken und zeitigte einen neuen Stützpunkt für Wanitha Wani. Es folgten 3 weitere Jahre der Vertretung von Pfarrer Konrad Wegner, der schwer erkrankt war. Neue Mitglieder stellten sich dort ebenfalls ein. So konnte auch durch Spenden die Bestuhlung der Domkirche in Kadapa von dieser Gemeinde gesponsert werden.

Pfarrer Samson konnte jedes Jahr mit [finanzieller Unterstützung] für seine sozialen Aufgaben aus der Vereinskasse rechnen. Von 1999 bis 2016 wurden folgende Projekte gefördert:

Jahrelange Unterhaltskosten für fünf Ordensschwestern in den Waisenhäusern,

ca. 1000 Schülerinnen wurden mit Schuluniformen, Lernmaterial, Schulgeld und Essen versorgt, Examens- und Studiengebühren bezahlt,

Ausrichtung von Camps für Mädchen der High School, Weihnachtsgeschenke,

ca. 300 junge Frauen in Haushaltsführung und Hygiene unterrichtet, zu Schneiderinnen ausgebildet ,

Näh- und Stickkurse gehalten: Nähmaschinen und Material dafür konnten die Frauen behalten, damit sie eine Schneiderei in den Dörfern eröffnen.

22 Patenkinder konnten in weiterführende Schulen mit Erfolg bis zum Abitur geführt werden,

30 Mädchen (Schulabbrecher zwischen 6. und 10. Klasse, die Fronarbeit leisten mussten) kamen in die Brückenschule,

drei Mädchen erhielten Studiengebühren für Technologie Studium.

Durch die Unterstützung von Pfarrer Bernhard Friedmann in Burgebrach fand Pfarrer Samson ein neues Standbein im Landkreis Bamberg. Hier wurde er durch viele Spenden, für zwei Kapellenbauten mit Schulungsräumen unterstützt. Auch ein Kreuzweg für Nandipalle kam durch Spenden zusammen. Ebenso fanden sich neue Mitglieder für den Verein.

Seit 2016 arbeitet man mit RAIDS*, einer unabhängigen, nichtstaatlichen Organisation, die keine Gewinnziele verfolgt, zusammen. Mr.Tyagaraju, Rektor an einer staatlichen Schule in Pulivendula gründete diese. Er ist ein christlicher Freund von Pfarrer Samson. Mit dieser NGO sorgte man für Unterstützung von Demonstrationen zum Schutz von ungeborenen Mädchen, AIDS-Aufklärung und gegen Frühverheiratung (12 Jahre) von Mädchen. Die Einrichtung Child-Help-Line, Telefon für Kinder in Notsituationen wurde unterstützt und das Geld für die daraus resultierenden Heimaufenthalte aufgebracht.

Prostituierte Mädchen wurden von der Straße zurückgeführt in eine Brücken- Schule, und missbrauchten Mädchen mit medizinischer und psychotherapeutische Hilfe geholfen. Spenden für das Abdichten von Hütten nach starkem Monsunregen und Reis zum Weihnachtsfest wurden auch zwischenzeitlich notwendig. Ein Auto-Kauf zum Transport von Schulkindern zur Schule, Benzin , Reparatur und Fahrergehalt, sowie die Errichtung von Schulungsräumen waren unumgänglich. Die Versorgung der Schulkinder mit Trinkwasser, Trinkflaschen und Trinkwassercontainern für die Gesunderhaltung, sowie Essen für arme Schulkinder gegen Unterernährung wurde ebenso gebraucht. Die Rehabilitation von sexuell ausgebeuteten Mädchen war ein neues Arbeitsfeld. Dazu waren Gehälter für Lehrer, Berater, Ausbilder und Ärzte notwendig. Weiterhin erfolgte die berufliche Unterstützung von Mädchen und deren Ausbildung. […] 2019 wurde[n] zehn Wasserbüffelkühe für die Ernährung von Teilfamilien gekauft. Der Überschuss an Milch wird verkauft und kann für die Grundsicherung des Lebens verwendet werden.

2020 ein außergewöhnliches Jahr weltweit: Der Virus Covid 19 hat auch in Indien für viele Infektionen gesorgt und ist noch nicht am Höhepunkt angelangt. Viele Tagelöhner mit ihren Familien flüchteten aus den Großstädten und kamen in ihren Dörfern rund um Kadapa bei 3600 Familien an. Ein Hilferuf vom Rektor der Schule in Pulivendula, die wie alle Schulen geschlossen wurden, gab man an die Mitglieder weiter, die nochmals in die Tasche griffen. So konnte man [Spendengeld] für den Kauf und die Verteilung von Frischgemüse senden. Da die Schulen geschlossen sind, fällt die Schulspeisung, oft als einzige warme Mahlzeit des Tages der Kinder, weg. Wichtig war auch die Beschaffung von Mundschutz und Desinfektionsmitteln.

Im Rückblick sind 25 Jahre Wirken unseres Vereins sicher nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“ in Indien, aber für die betroffenen Menschen überlebensnotwendig.
Der Verein arbeitet ehrenamtlich, es entstehen keine Verwaltungskosten und Spenden werden zu 100 Prozent an die Bedürftigen weitergegeben. Die Hilferufe nehmen kein Ende, das Netz der Hilfe und Solidarität aber auch nicht.

Wer den Verein unterstützen möchte, wendet sich bitte an Maria Butterhof [info@wanithawani.de] oder per Überweisung direkt an

Wanitha Wani, Ligabank Bamberg,

IBAN: DE96 7509 0300 0009 0024 21

(bei voller Adresse wird eine Spendenquittung ausgestellt).